Wanderung zum Mount Fuji


von Bernhard Slominski

zur Vortragsübersicht

„Keramik“

„Origami“

zur Vortragsübersicht

voriger Vortrag „Keramik“

nächster Vortrag „Origami“

Einführung

Der heilige Berg Fuji zieht Jahr für Jahr Hunderttausende Besucher an. Seine Facetten sind so vielfältig wie faszinierend: Von geologischer Entstehung und vergangenen Ausbrüchen über seine zentrale Rolle im Shintō-Glauben bis hin zu seiner ikonischen Präsenz in Malerei und Farbholzschnitt. In diesem Beitrag konzentrieren wir uns jedoch ganz auf den praktischen Teil – nämlich darauf, wie man den Fuji besteigt und worauf dabei zu achten ist.

Allgemeine Infos

Der Mount Fuji liegt ca. 100 km entfernt von Tokyo zwischen den Präfekturen Yamanashi und Shizuoka. Mit einer Höhe von 3.776 m ist der Mount Fuji die höchste Erhebung Japans und von weitem zu sehen. Die offiziellen Routen sind von Juli bis September geöffnet. Seit 2024 ist eine Besteigungsgebühr fällig. 2025 beträgt diese Gebühr 4.000 Yen (ca. 25 Euro).

Anreise

Der Mount Fuji ist am besten mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar, es gibt verschiedene Möglichkeiten mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Wandereinsteig zu gelangen. Aber auch mit dem Auto ist eine Anfahrt gut möglich.

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln

  1. Direktbus ab Tokio
    • Täglich vom Busbahnhof Shinjuku bis zur Fuji-Subaru-Line 5th Station (Yoshida-Route).
    • Fahrzeit etwa 2½ – 3 Stunden. In der Hauptsaison (Juli–Anfang September) fahren fast stündlich Busse, im Frühjahr/Herbst nur zwei bis drei Mal pro Tag. 
  2. Bahn + Regionalbus (nördliche Seite)
    • JR Chūō-Line ab Shinjuku bis Ōtsuki, dort Umstieg in die Fujikyū-Bahn nach Kawaguchiko.
    • Weiter mit dem Fuji Tozan Bus zur 5th Station (50 min). Diese Variante ist flexibel, wenn du vorher noch am Kawaguchiko-See übernachten willst. 
  3. Shinkansen-Route (südliche Seite)
    • Tōkaidō-Shinkansen bis Shin-Fuji oder Mishima, anschließend Linienbus zur Fujinomiya 5th Station (Südroute). Reine Fahrzeit rund zwei Stunden; praktisch, wenn du ohnehin mit dem Shinkansen unterwegs bist.

Mit dem Auto

  • Entfernung: je nach Route 110 – 130 km ab Zentraltokio; Fahrzeit bei freier Autobahn um 2 Stunden, an Wochenenden leicht deutlich länger.
  • Nordseite (Yoshida-/Subaruroute)
    • Über die Chūō Expressway (E20) bis Kawaguchiko I.C., dann auf die Fuji-Subaru-Line (Mautstraße). In der Hauptsaison ist die Strecke für Privatwagen gesperrt; du parkst auf dem „Fujisan Parking“ unterhalb und steigst dort in den Shuttlebus um. 
  • Ost-/Südostseite (Gotemba- und Subashiri-Route)
    • Tōmei (E1) oder Shin-Tōmei (E1A) bis Gotemba I.C.; von dort gut ausgeschildert zur Gotemba New 5th Station bzw. via Prefectural Road 23 zur Subashiri 5th Station. Keine Mautstraßen auf dem letzten Stück, aber deutlich längerer Anstieg mit vielen Kurven.
  • Südseite (Fujinomiya-Route)
    • Ebenfalls Tōmei bzw. Shin-Tōmei bis Fuji I.C.; weiter auf der Fujisan Skyline. Auch hier gilt in der Hochsaison ein Fahrverbot für Privatwagen, Ersatz-Shuttle ab ausgewiesenen Parkplätzen.

Parken & Gebühren

  • Tagesparkscheine an den Hauptparkplätzen kosten etwa 1.000 Yen.
  • Achte auf saisonale Straßensperren und Umweltauflagen; Informationen dazu veröffentlicht die Präfektur Yamanashi tagesaktuell.

Die vier offiziellen Routen

Es gibt zum Gipfel des Bergs 4 unterschiedliche Routen, die sich nach Startpunkt, -höhe und Beschaffenheit unterscheiden.

Startpunkt (5. Station)Dauer AufstiegStart-HöheBesucher 2024Charakter & Besonderheiten
Yoshida-Route6 h2.305 m114.857Beliebteste Route, viele Hütten, Sonnenaufgang auf halber Strecke möglich
Subashiri-Route7 h1.970 m22.830Ruhiger, Mischwald bis 3 000 m, schöner Blick auf den Pazifik
Gotemba-Route9 h1.440 m13.411Längste & einsamste Route, Sandabfahrt («Osunabashiri») beim Abstieg
Fujinomiya-Route5 h2.380 m53.218Kürzeste Aufstiegs­zeit, steil, beliebt bei Tages­gipfelstürmer
Yoshida-Route

Aufstieg ca. 6 h, Starthöhe 2.305 m, 114.857 Besteigungen 2024. Beliebteste Variante mit vielen Hütten; den Sonnenaufgang erlebt man bereits auf halber Strecke.

Subashiri-Route

Aufstieg ca. 7h min, Starthöhe 1.970 m, 22.830 Besteigungen 2024. Deutlich ruhiger, führt zunächst durch Mischwald und eröffnet weite Blicke auf den Pazifik.

Gotemba-Route

Aufstieg ca. 9h min, Starthöhe 1.440 m, 13.411 Besteigungen 2024. Längste und einsamste Route; beim Abstieg lädt die Sandrinne „Osunabashiri“ zu einer rasanten Rutschpartie ein.

Fujinomiya-Route

Aufstieg ca. 5h, Starthöhe 2.380 m, 53.218 Besteigungen 2024. Kürzeste, aber steile Strecke und deshalb beliebt bei ambitionierten Tagesgipfelstürmern.

Unterkünfte & Infrastruktur

Rund um den Fuji-san reicht das Übernachtungsangebot von einfachen Berghütten bis hin zu komfortablen Ryokan mit Onsen. Wer direkt am Berg schlafen möchte, wählt in der Regel eine der Hütten auf den vier offiziellen Routen, die nur während der Hauptsaison von Juli bis Anfang September geöffnet sind. Diese Hütten liegen zwischen 2.400 und gut 3.400 Metern Höhe, verfügen lediglich über eng gestellte Futon-Lager, kein fließendes Wasser und nachts ausgeschaltetes Licht. Für eine Übernachtung ohne Mahlzeiten muss man mit etwa 6.000 bis 9.000 Yen rechnen; Halbpension kostet 2.000 bis 3.000 Yen mehr. Seit 2024 ist auf der Yoshida-Route zudem eine Hüttenreservierung Pflicht, weil Wanderer ohne Bett nicht mehr über das spätnachmittägliche Kontrolltor gelassen werden. Reserviert wird meist ab April online oder telefonisch, und beliebte Daten sind schnell ausgebucht.

Eine Alternative ist die Unterkunft direkt an den 5th Stations. An der Subaru-Line-Station auf der Nordseite gibt es mit dem Unjokaku Lodge ein traditionelles Berghotel, das Mehrbett- und Familienzimmer inklusive Abendessen und Frühstück anbietet – ideal, um sich einen Tag auf rund 2.400 Metern zu akklimatisieren. Auch an den anderen 5th Stations existieren kleine Hostels und Shops, allerdings mit deutlich weniger Betten und nur während der Saison.

Komfortabler schläft man unten im Fuji-Fünf-Seen-Gebiet. Rund um Kawaguchiko und Fujiyoshida finden sich Ryokan mit heißen Quellen, Business-Hotels, Hostels und Campingplätze. Die Preise reichen von etwa 3.500 Yen im Schlafsaal bis über 15.000 Yen im Ryokan mit Halbpension. Von dort verkehren in dichter Taktung Busse zur Yoshida-Route, sodass man den Gipfelsturm entspannt angehen kann. Auf der Südseite bietet Fujinomiya Business-Hotels nahe des Bahnhofs, während Gotemba Berghütten und Resorts am Murayama-Plateau bereithält; dort ist allerdings ein eigenes Auto oder ein Frühbus nötig.

Unabhängig von der gewählten Variante empfiehlt es sich, zunächst den Termin und die Route festzulegen, dann die Hütten oder Hotels möglichst früh zu buchen und einen Plan B für Schlechtwetter parat zu haben. Barzahlung ist in fast allen Unterkünften üblich, und wer Gepäck nicht mit nach oben schleppen möchte, kann es in Kawaguchiko deponieren oder per Kurierdienst vorschicken. So vorbereitet lässt sich die Nacht am Fuji – ob spartanisch im Lager oder entspannt im Onsen – optimal in die Tour einbauen.

Wetter

Während der Öffnung der Routen im Sommer ist die Temperatur in der Regel im Plus, aber auch im Hochsommer kann es am Gipfel unter 0 °C und sehr windig werden. Warme, wind­dichte Kleidung ist deshalb Pflicht.

MonatHöchsttemperatur (°C)
Jan-15,3
Feb-14,3
Mär-10,9
Apr-5,9
Mai-0,6
Jun4,0
Jul8,0
Aug9,5
Sep6,5
Okt0,7
Nov-5,9
Dez-12,2
Jahr (Mittel)-3,0

Tourvarianten

Für die klassische Zwei-Tage-Tour – oft „Sunrise Special“ genannt – nimmst du gegen Mittag den Bus von Tokio zur Fuji-Subaru-Line 5th Station. Nach einem kurzen Akklimatisierungsstopp beginnst du den Aufstieg auf der Yoshida-Route und erreichst am späten Nachmittag eine Hütte auf etwa 3.100 Metern. Dort gibt es ein einfaches Abendessen, bevor gegen 20 Uhr das Licht ausgeht. Noch in der Nacht, meist gegen 1 bis 1:30 Uhr, brichst du mit Stirnlampe wieder auf. Etwa drei Stunden später stehst du pünktlich zum Sonnenaufgang am Kraterrand. Wer mag, umrundet anschließend den Krater (rund eine Stunde zusätzlich) und steigt danach gemütlich wieder zur 5ten Station ab. Am frühen Nachmittag bringt dich der Bus zurück nach Tokio.

Die sportliche Eintagestour – der „One-Day Dash“ – startet bereits um fünf Uhr morgens mit dem Bus zur Fujinomiya 5th Station, der höchsten Straßenanbindung am Berg. Gegen halb acht nimmst du den steilen Direktweg zum Gipfel in Angriff. Nach etwa fünf Stunden kletterst du auf die 3.776 Meter des Kengamine-Gipfels, gönnst dir eine kurze Rast und beginnst noch vor Mittag den Abstieg. Wer zügig unterwegs ist, erreicht gegen 17 Uhr wieder die 5th Station und kann den letzten Bus nach Tokio erwischen. Diese Variante verlangt sehr gute Kondition und eine gewisse Höhen­verträglichkeit, da keine Akklimatisierungsnacht eingeplant ist.

Geführte Touren

Geführte Touren auf den Fuji ähneln sich zwar im Ablauf, unterscheiden sich jedoch deutlich bei Sprache, Gruppengröße und Serviceumfang.

Zwei gängige Komplettpakete machen die Fuji-Besteigung besonders unkompliziert: Das teurere Angebot von Fuji Mountain Guides startet bereits um 6:45 Uhr in Tokio, fährt per Charterbus zur Subashiri-5th-Station, führt mit mehreren englischsprachigen Guides in moderatem Tempo zur Hütte auf etwa 3.300 Metern und erreicht den Gipfel pünktlich zum Sonnenaufgang; Hin- und Rückfahrt, zwei warme Mahlzeiten, Hüttenplatz, Gipfelzertifikat sowie die verpflichtende Besteigungsgebühr sind inklusive, der Preis liegt bei 63.900 Yen. Etwas später und günstiger beginnt das Willer-Travel-Paket um 7:30 Uhr in Shinjuku, nutzt die gut ausgebaute Yoshida-Route und übernachtet auf 3.400 Metern in der Tomoekan-Hütte; neben Guide, zusätzlichem Tourbegleiter und Basis-Leihausrüstung (Helm, Regenjacke) ist sogar eine Unfallversicherung enthalten, sodass der Gesamt­preis – abhängig von optionalem Miet-Equipment – meist zwischen 50.000 und 55.000 Yen liegt.

Japanischsprachige Budget-Touren lokaler Agenturen in Yamanashi oder Shizuoka starten oft direkt an der jeweiligen 5th Station. Sie beschränken sich auf Führung, Hüttenplatz und einfache Betreuung, verzichten aber auf den Bustransfer ab Tokio. Mit Preisen von etwa 25.000 bis 35.000 Yen sind sie die preiswerteste Lösung, setzen allerdings Grundkenntnisse in Japanisch voraus und erfordern eigene Anreise.

Für Bergsteiger, die Wert auf individuelles Tempo, alternative Routen oder eine besondere Sprache legen, gibt es private Führungen. Sie beginnen bei rund 90. 000 Yen für eine Kleingruppe und bieten freie Terminwahl, persönliche Ausrüstungstipps und flexible Zeitplanung – selbst Nebensaison-Touren im September oder Oktober lassen sich so arrangieren.

Unabhängig vom Paket übernimmt die Agentur in der Regel sämtliche Logistik: Reservierung der Hütte, Zahlung der Parkgebühr, Einholung der QR-Codes für die Kontrolltore und – nicht zu unterschätzen – das sichere Tempo-Management bei Nachtaufstieg und Wetterumschwung. Der Gast bringt passende Kleidung, Snacks, mindestens 15.000 Yen Bargeld für Toiletten und Verpflegung sowie etwas Kondition mit. So bleibt mehr Energie für das Wesentliche: den Sonnenaufgang über einem Meer aus Wolken und das Gefühl, Japans höchsten Gipfel aus eigener Kraft erreicht zu haben.

Bildergalerie

Unser Stammtisch-Mitglied Nanami hat auf dem Fuji während der Sommersaison gearbeitet und dabei diese schönen Bilder gemacht.